Anleitung für Vision Boards
Anleitung für Vision Boards
Vision Boards erfreuen sich großer Beliebtheit. Und auch aus motivationspsychologischer Sicht punkten Vision Boards. Dieser Beitrag beantwortet die folgenden Fragen:
▶ Was ist ein Vision Board?
▶ Was sind die Vorteile von Vision Board?
▶ Wie kann ich ein Vision Board gestalten?
▶ Wie kann ich ein Vision Board für die Vereinbarkeit von Kind und Karriere nutzen?
Was ist ein Vision Board?
Ein Vision Board ist eine kreative, bildliche Darstellung von Zielen. Es gibt analoge Vision Boards und digitale Vision Boards. Beide Varianten haben gemeinsam, dass Ziele mit Bildern dargestellt, also visualisiert werden.
Das sieht nicht nur dekorativ aus, sondern ist auch aus motivationspsychologischer Sicht hilfreich, um Ziele zu erreichen.
Was sind die Vorteile von Vision Boards?
Ein kurzer Ausflug in die Welt der Motivationspsychologie
Egal, ob analog oder digital – die Visualisierung von Zielen wirkt auf uns Menschen besonders motivierend. Das liegt an der Funktionsweise unseres Gehirns.
Unsere Psyche verfügt über zwei unterschiedliche Systeme.
Die Psychologin Maja Storch und der Sozialwissenschaftler Frank Krause, Begründer:innen des Zürcher Ressourcen Modells, bezeichnen diese als “den Verstand” und “das Unbewusste”. Auch die Bezeichnungen “System 1” und “System 2” sind sehr geläufig, nicht zuletzt durch die detaillierte Beschreibung des Psychologen und Wirtschaftsnobelpreisträgers Daniel Kahnemann, der in seinem Buch “Schnelles Denken, Langsames Denken” sehr eindrücklich beschreibt, welchen Wahrnehmungsverzerrungen wir durch das Zusammenspiel dieser beiden Systeme unterliegen.
Der Einfachheit halber verwende ich in diesem Beitrag die Begrifflichkeiten “Verstand” und “Unbewusstes”.
Der Verstand ist Hauptakteur bei der schriftlichen Festlegung von Zielen. Er funktioniert im Vergleich zum Unbewussten sehr langsam und kann Informationen nur sequentiell verarbeiten. Dabei bewertet er nach logischen Kriterien zwischen “richtig” und “falsch”.
Doch unsere Psyche ist weitaus komplexer. Wir nehmen den Verstand zwar häufig als uns selbst wahr, doch wir bemerken dabei nicht, welchen großen Anteil unser Unbewusstes an unseren Gefühlen, Gedanken und Handlungen hat. Der wesentliche Anteil an täglichen Entscheidungen läuft automatisiert über das Unbewusste ab.
Aus diesem Grund ist es sinnvoll, das Unbewusste gezielt in die Gestaltung von Zielen einzubeziehen.
Und das geht am einfachsten über Bilder.
Wissen, das in Bildern vermittelt wird, ist für das Unbewusste leichter zu lernen, als Wissen, das in Sprache vermittelt wird. Und die Beteiligung des Unbewussten in der Festlegung von Zielen ist erwiesenermaßen ein wichtiger Erfolgsfaktor für die Zielerreichung.
Während ein Motiv, also ein rationales Vorhaben, mit dem Verstand hergeleitet wird, entsteht ein Bedürfnis mithilfe des Unbewussten. Bedürfnisse können Grundbedürfnisse wie z.B. Essen oder Schlafen sein, aber auch Anliegen wie z.B. das Bedürfnis nach Anerkennung, Ruhe oder sozialen Beziehungen sein.
Aus motivationspsychologischer Sicht müssen beide Systeme – Verstand und Unbewusstes – im Einklang ein Ziel verfolgen, um es erreichen zu können.
Bilder und damit auch Vision Boards wirken besonders motivierend für die Herleitung und Erreichung von Zielen.
Wie kann ich ein Vision Board gestalten?
Im Grunde sind der Kreativität bei der Erstellung eines Vision Boards keine Grenzen gesetzt. Die folgenden Leitfragen erleichtern die Beantwortung der Frage: wie kann ich ein Vision Board gestalten?
Frage 1
Analoges Vision Board oder Digitales Vision Board?
Analoge Vision Boards
Gestaltungsideen für analoge Vision Boards
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laminierte Papier- oder Kartonseiten
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Pinnwand (Kork oder Magnet)
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Bilderrahmen mit einer Foto-Collage
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Foto-Boards (wie z.B. Foto-Gitter)
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andere kreative Foto-Halterungen wie z.B. gespannte Fäden in einem Rahmen
Entscheidungshilfen können z.B. gestalterische Vorlieben und der persönliche Deko-Geschmack sein.
Hilfreiche Fragen für die Wahl des Vision Boards
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Bastele ich gerne mit Schere und Kleber?
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Habe ich nötige Materialien wie z.B. Magazine, Zeitungen, andere Auswahlmaterial?
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Erstelle ich gerne DIY-Projekte?
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Bevorzuge ich klare Formen oder eher wilde Kreativität?
Weitere Entscheidungshilfe: die Frage nach dem Ort
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Möchte ich ein mobiles Vision Board? Z.B. als Seite in meinem Kalender, einem Ordner oder Ähnliches?
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Möchte ich ein stationäres Vision Board? Z.B. am Arbeitsplatz, im Homeoffice, im Flur, einem anderen Wohnungsort?
Es gilt: Je häufiger das Vision Board gesehen wird, umso besser.
Digitale Vision Boards
Gestaltungsideen für digitale Vision Boards
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kostenloses Tool: Canva
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kostenloses Tool: Pinterest
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jedes Fotoprogramm, mit dem du gerne Collagen zusammenstellst
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im Grunde kannst du auch schon Bilder in eine Word-Datei kopieren und ausdrucken
Entscheidungshilfen für digitale Vision Boards
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deine Erfahrung im Umgang mit diesen oder anderen Tools
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der Verwendungszweck: möchtest du dein Vision Board ausdrucken oder digital verwenden?
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nutzt du dein Vision Board rein privat oder möchtest du es teilen? Letzteres bedingt, dass du rechtssicher mit lizenzfreien Bildern arbeitest (z.B. auf Canva oder Unsplash)
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Nutzung als Wallpaper möglich (entsprechende Bildformate)
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Nutzung als Handy-Hintergrund möglich (entsprechende Bildformate)
Auch hier gilt: Je häufiger das Vision Board gesehen wird, umso besser.
Frage 2
Wozu möchte ich das Vision Board nutzen?
Mögliche Einsatzbereiche für ein Vision Board
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Lebensvision
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Jahresvision
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Karrierevision
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Familienvision
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Lebensabschnittsvision
-
Urlaubs-/Sabbaticalplanung
-
Persönlichkeitsentwicklung
Wenn du diese Frage für dich beantwortet hast, kannst du dir zu Beginn Leitfragen zu deinem Einsatzbereich stellen. Eine Liste mit Ideen für Leitfragen zur Erstellung eines Vision Boards findest du hier. Diese Fragen kannst du als Orientierung bei der Suche nach motivierenden Bildern nutzen. So ergibt sich mit und mit eine Bilderwahl, die zu deinem Thema passt.
In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage nach dem
Zeithorizont für dein Vision Board
-
Planst du sehr kurzfristig? z.B. für einen Urlaub oder ein Sabbatical
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Planst du kurzfristig? z.B. für ein neues Jahr
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Planst du mittelfristig? z.B. im Zusammenhang mit einer Elternzeitplanung für die nächsten 2-5 Jahre?
-
Planst du langfristig? z.B. im Zusammenhang mit einer Familien- und/oder Karrierevision?
Letzteres empfehle ich bereits werdenden Eltern während der Schwangerschaft in Angriff zu nehmen. Ein Vision Board, das gemeinsam von beiden Elternteilen erstellt wird bringt Themen zum Vorschein, die ohne diesen Anlass gar nicht besprochen worden wären.
Und gerade langfristige Vorstellungen von Familie, Karriere, Rollenverteilungen und Wünschen sollten in der Vorbereitung auf eine Familiengründung genügend Raum bekommen. Auch hierfür findest du spezielle Fragen, die bei der Erstellung eines Vereinbarkeits- oder Familien-Vision Boards als Leitfragen dienen.
Sind diese beiden Fragen geklärt, kann es auch schon losgehen.
Regeln bei der Suche nach Bildern
1️⃣ Sei ergebnisoffen.
2️⃣ Lass dich von Bildern ansprechen.
3️⃣ Wähle nur Bilder aus, die ausschließlich starke positive Gefühle auslösen.
4️⃣ Achte weniger auf deinen Verstand, sondern lass dich eher von deiner Intuition leiten. Du musst deine Bildwahl nicht verstehen.
Erst, wenn du eine Bildersammlung zusammengetragen hast, kannst du deinen Verstand wieder dazu bitten und dich fragen, inwieweit die Bilder mit deinen Zielen oder deinem Weg dorthin zu tun haben.
Wie kann ich ein Vision Board für die Vereinbarkeit von Kind und Karriere nutzen?
Eine besondere Form des Vision Boards ist ein thematisches Vereinbarkeits-Vision Board. Meine Empfehlung ist, ein solches Board als Eltern gemeinsam zu erstellen.
Schritt 1
Gemeinsame Festlegung von Vereinbarkeitsbereichen
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Arbeit / Erwerbsarbeit
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Familienzeit
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Care Arbeit / Haushalt
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Urlaub
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Me-Time
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Paarzeit
-
…
Schritt 2
Gemeinsame Festlegung des Zeithorizonts (1, 5, 10 Jahre?)
Schritt 3
Beide suchen für sich Bilder zu den unterschiedlichen Kategorien aus.
Dabei werden die eben genannten Regeln beachtet. Für jede Kategorie wird die Frage gestellt:
“Wo sehe ich uns in xx Jahren beim Thema xx?”
Schritt 4
Erst, wenn beide Bilder zusammengetragen und auf dem Board der Wahl angeordnet werden, tauscht ihr euch über die Bilder aus.
Fragen können sein:
▶ Was verbindest du mit dem Bild?
▶ Was ist dir daran wichtig?
▶ Was motiviert dich daran?
▶ Wie kommen wir dort hin?
Das fertige Vereinbarkeits-Vision Board wird gut sichtbar angebracht, wo es häufig gesehen wird. Z.B. in der Küche oder im Hausflur. Ihr wollt es lieber privat halten? Dann bieten sich eher private Räume wie das Schlafzimmer an. Oder in der digitalen Version z.B. das Handy.
Das gemeinsame Vereinbarkeits-Vision Board ermöglicht euch einen Austausch über eure Vorstellungen und führt im nächsten Schritt zu gemeinsamen Lösungswegen.
Fazit
Vision Boards sind ein wirksames und wissenschaftlich fundiertes Mittel zur Gestaltung von Zielen. Sie motivieren in besonderem Maße, die gesteckten Ziele zu erreichen. Die Vorgehensweise macht zudem Spaß und das Ergebnis dient gleichzeitig als Erinnerungshilfe und Dekoration.
Das Instrument eignet sich besonders gut, um eine gemeinsame Vision von Vereinbarkeit zu entwickeln.
Quellen:
Kahneman, D. (2011). Schnelles Denken, Langsames Denken. Siedler Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe.
Meier, R., Weber, J., Eisenbart, U., Faude-Koivisto, T., Diedrichs, A. (2021). Ressourcenorientiertes Einzelcoaching nach ZRM®. Hogrefe Verlag, Bern.
Storch, M., Krause, F., Weber, J (2022). Selbstmanagement – ressourcenorientiert. Hogrefe Verlag, Bern.