Teilzeit nach der Elternzeit: Alle wichtigen Regelungen im Überblick
Teilzeit nach der Elternzeit: Alle wichtigen Regelungen im Überblick
Teilzeit nach der Elternzeit ist ein häufig gewähltes Tool zur Vereinbarkeit von Kind und Karriere. Gerade in dieser Phase ist das Risiko in eine Teilzeitfalle zur geraten recht hoch. Das Teilzeit- und Befristungsgesetz bietet mit der sogenannten Brückenteilzeit eine gute Möglichkeit, dieses Risiko zu mindern. Und auch für ein partnerschaftlichen Elternmodell können die Regelungen gut genutzt werden.
⏩ Mehr zum Thema Teilzeitfalle und 4 Wege der Falle zu entgehen. ⏪
Alle Rechte und Pflichten rund um die Teilzeit außerhalb der Elternzeit regelt das “Teilzeit- und Befristungsgesetz” (kurz: TzBfG).
Die Regelungen zur unbefristeten und befristeten Teilzeit (auch als Brückenteilzeit bekannt) sind in § 6 – 13 TzBfG zusammengefasst. Dieser Beitrag dient einem groben Überblick. Er fasst die grundsätzlichen Regelungen und einige Sonderregelungen zusammen.
Was bedeutet Teilzeit nach dem TzBfG?
Als teilzeitbeschäftigt gelten Arbeitnehmende, deren regelmäßige Wochenarbeitszeit kürzer ist als die von vergleichbaren vollzeitbeschäftigten Arbeitnehmenden (§ 2 Abs. 1 TzBfG).
Wer kann Teilzeit beantragen?
Arbeitnehmende haben grundsätzlich das Recht auf eine Beschäftigung in Teilzeit – dieses Recht gilt explizit auch für Arbeitnehmende in leitenden Positionen (§ 6 TzBfG) und sie dürfen nicht benachteiligt werden (§ 4 Abs. 1 TzBfG).
Mindestvoraussetzung für einen Teilzeitantrag nach § 8 TzBfG ist ein mindestens 6 Monate bestehendes Arbeitsverhältnis und je nach Teilzeitform die Beschäftigung von mehr als 15 Arbeitnehmenden (bei unbefristeter Teilzeit) oder 45 Arbeitnehmenden (bei befristeter Teilzeit) (§8 1. und 7. TzBfG sowie § 9a Abs. 1 TzBfG).
Welche Teilzeitformen gibt es?
Es wird zwischen zwei unterschiedlichen Formen der Teilzeit unterschieden: unbefristete Teilzeit und befristete Teilzeit (auch Brückenteilzeit).
1. Unbefristete Teilzeit
Was ist zu beachten bei unbefristeter Teilzeit nach der Elternzeit?
Die unbefristete Teilzeit ist eine dauerhafte Verringerung der Arbeitszeit (§ 8 TzBfG). Im Antrag wird der künftige Teilzeitumfang somit dauerhaft beantragt.
Arbeitnehmende legen mit ihrem Antrag auf Teilzeit nach der Elternzeit somit ihre Arbeitszeit mindestens für die Dauer von zwei Jahren fest (§ 8 Abs. 6 TzBfG). Denn erst dann kann eine erneute Verringerung beantragt werden.
Was muss beim unbefristeten Antrag auf Teilzeit nach der Elternzeit berücksichtig werden?
Der Antrag auf unbefristete Teilzeit
- muss den Umfang der gewünschten Verringerung
- soll die gewünschte Verteilung der Arbeitszeit
beinhalten.
Welche Fristen gelten für eine unbefristete Teilzeit?
Der Antrag muss spätestens 3 Monate vor Beginn in Textform (also z.B. auch per E-Mail) gestellt werden.
Arbeitgebende müssen
- innerhalb eines Monats nach Zugang des Antrags
- eine begründete Antwort
- in Textform
mitteilen.
Haben Arbeitgebende nicht spätestens einen Monat vor gewünschten Beginn in Textform abgelehnt, gilt der Antrag als zugestimmt.
Wann kann ein Antrag auf unbefristete Teilzeit abgelehnt werden?
Ablehnen dürfen Arbeitgebende bereits aus betrieblichen Gründen, z.B. wenn Arbeitsabläufe oder die Sicherheit im Betrieb wesentlich beeinträchtigt werden oder die Teilzeitbeschäftigung unverhältnismäßige Kosten verursacht. Das Gesetz sieht demnach keine konkreten Punkte vor – es kommt wie so oft im Rechtsbereich auf die Interessenabwägung beider Parteien ab.
Kann ich von unbefristeter Teilzeit in Vollzeit zurück wechseln?
Wenn Arbeitnehmende ihre Arbeitszeit wieder erhöhen möchten, können sie diesen Wunsch in Textform äußern. Die Rechte hierauf sind jedoch stark eingeschränkt.
So haben Arbeitgebende diesen Wunsch bei der Besetzung eines Arbeitsplatzes lediglich bevorzugt zu berücksichtigen. Die Wahrscheinlichkeit, dass gerade ein auf die Qualifikationen passender Arbeitsplatz zu besetzen ist, ist mit sinkender Unternehmensgröße jedoch umso kleiner.
Zusätzlich gelten hierbei auch noch weitere Beschränkungen.
Beispielsweise:
- muss eine mindestens gleiche Eignung wie bei Vergleichsbewerbenden vorliegen
- dürfen die Arbeitszeitwünsche anderer Teilzeitbeschäftigten dem nicht gegenüberstehen
- kann aus dringenden betrieblichen Gründen abgelehnt werden.
Rechtlich betrachtet ist die Erhöhung der Arbeitszeit demnach ziemlich schwierig. Aus diesem Grund ist auch das Risiko langfristig in eine Teilzeitfalle zu geraten vergleichsweise hoch.
In der Praxis können Arbeitgebende aus Kulanz dennoch einer Erhöhung der Arbeitszeit zustimmen. Wenn beide Parteien sich einig sind, gibt es immer die Möglichkeit, Wege außerhalb der gesetzlichen Regelungen zu finden.
Doch kommt es hart auf hart, gilt das Gesetz (bzw. falls zum Thema Teilzeit vorhanden: arbeitsvertragliche Regelungen oder Betriebsvereinbarungen).
Wer plant, die Arbeitszeit zu einem späteren Zeitpunkt wieder zu erhöhen oder sich diese Möglichkeit zumindest offen lassen möchte, sollte über eine befristete Teilzeitarbeit nachdenken.
2. Befristete Teilzeit (Brückenteilzeit)
Was ist zu beachten, wenn die Teilzeit nach der Elternzeit befristet beantragt wird?
Grundsätzlich sieht das Gesetz für diese Form der Teilzeitbeschäftigung für Arbeitnehmende höhere Hürden vor. So ist bei bis zu 200 Beschäftigten zu berücksichtigen, wie viele Mitarbeitende bereits in Teilzeit beschäftigt sind. Die Staffelung – auch Zumutbarkeitsregelung genannt – kann in § 9a Abs. 2 TzBfG eingesehen werden.
Einen Mindest- oder Höchstumfang der Wochenstunden sieht das Gesetz nicht vor. Auch hier werden die betrieblichen und persönlichen Interessen gegeneinander abgewogen.
Möchte ich Teilzeit nach der Elternzeit befristet beantragen, darf der beantragte Zeitraum mindestens 1 Jahr und höchstens 5 Jahre betragen (§ 9a Abs. 1 TzBfG).
⭐
Tipp 1 zur partnerschaftlichen Elternschaft
In puncto Fairness kann eine Brückenteilzeit gut genutzt werden, um finanzielle und berufliche Nachteile je Elternteil so gering wie möglich zu halten.
So können in einer partnerschaftlichen Elternschaft zum Beispiel beide Elternteile gleichzeitig vollzeitnah arbeiten und ihre Arbeitszeit z.B. von 40 auf 35 Wochenstunden senken.
Diese Vorgehensweise hat den Vorteil, dass berufliche und finanzielle Nachteile jeweils gering gehalten werden. Die Wahrscheinlichkeit bei minimaler Arbeitszeitreduzierung in der gleichen, verantwortungsvollen Position verbleiben zu können, ist deutlich höher als bei einer Reduktion um 10 Stunden.
In beiden Fällen bleiben 10 Stunden für die Kinderbetreuung, doch:
- Der Fairnessfaktor (in Bezug auf Gehalt, Altersvorsorge & berufliche Entwicklungsmöglichkeiten) ist bei einer vollzeitnahen Teilzeit beider Elternteile deutlich höher.
- Beide Elternteile können wertvolle Zeit mit ihrem Kind verbringen und als Elternteil im Leben der Kinder gleich präsent sein.
-
Care Arbeit wird gleichmäßiger aufgeteilt und Eltern können die Zeit mit den Kindern besser wertschätzen.
Kann ich den Teilzeitumfang einer befristeten Teilzeit ändern?
Nein, während der laufenden befristeten Teilzeit , darf keine weitere Verringerung oder Verlängerung der Arbeitszeit beantragt werden (§ 9a Abs. 4 TzBfG).
Wenn ich Teilzeit nach der Elternzeit befristet beantragt habe – kann ich die befristete Teilzeit im Anschluss verlängern?
Nein, nicht sofort. Ein Folgeantrag (also eine erneute Teilzeit) darf frühestens ein Jahr nach der Rückkehr in die ursprüngliche Arbeitszeit wieder beantragt werden.
Auch nach einer berechtigten Ablehnung aufgrund der Zumutbarkeitsregelungen darf erst nach Ablauf eines Jahres erneut ein Antrag auf befristete Teilzeit gestellt werden (§ 9a Abs. 5 TzBfG).
Was muss ich im Antrag berücksichtigen, wenn ich Teilzeit nach der Elternzeit befristet in Anspruch nehmen möchte?
Für die Beantragung, Einigung, Zustimmung oder Ablehnung gelten grundsätzlich die gleichen Bestimmungen wie im Falle der unbefristeten Teilzeit.
Der Antrag auf befristete Teilzeit
- muss den Umfang der gewünschten Verringerung
- soll die gewünschte Verteilung der Arbeitszeit
beinhalten.
Festgehalten werden kann an dieser Stelle, dass die Rückkehr in einen Vollzeit-Arbeitsvertrag in dieser Teilzeitform deutlich leichter, bzw. sogar so vorgesehen sind.
Die Flexibilität seitens Arbeitnehmender wird hier jedoch im Vergleich zur Elternteilzeit eingeschränkt.
Haben Arbeitgebende nicht spätestens einen Monat vor gewünschten Beginn in Textform abgelehnt, gilt der Antrag als zugestimmt.
⭐
Tipp 2 zur partnerschaftlichen Elternschaft
Die Brückenteilzeit ist in Bezug auf Fristen und Arbeitszeitanpassungen wenig flexibel. Im Antrag einmal festgelegt, ist man zunächst rechtlich an Dauer und Umfang der Brückenteilzeit gebunden.
In einer partnerschaftlichen Elternschaft kann von die Teilzeit von Beginn an so aufgeteilt werden, dass beide Elternteile für eine bestimmte Dauer ihre Arbeitszeit im Wechsel reduzieren.
So kann z.B. die Mutter ihre Arbeitszeit für 1 Jahr reduzieren. Wenn sie wieder in Vollzeit wechselt, übernimmt der Vater für das Folgejahr und reduziert seine Arbeitszeit für 1 Jahr.
❗
In diesem Modell muss immer bedacht werden, dass betriebliche Gründe bereits reichen, um einen Teilzeitantrag abzulehnen. Zudem muss bei Unternehmen mit bis zu 200 Beschäftigten auch die Zumutbarkeitsregelung berücksichtigt werden.
Aus rechtlicher Sicht gibt es keine Garantie.
Der beste Weg, um hier zu einer fairen Lösung zu gelangen ist wie immer: Transparente und frühzeitige Kommunikation, sodass beide Parteien eine gemeinsam Lösung entwickeln können.
Auf einen Blick
Die Top 5 Regelungen zu Teilzeit nach der Elternzeit
Die Teilzeit nach der Elternzeit zeichnet sich insbesondere durch folgende Merkmale aus:
1
Arbeitszeitrahmen
Das Gesetz gibt keinen Mindest- oder Maximalumfang vor. In der Praxis wird insbesondere auf die Interessenabwägung abgestellt. Zur Interessenabwägung werden betriebliche als auch persönliche Merkmale (wie z.B. die Kinderbetreuungssituation) hinzugezogen.
2
Formen der Teilzeit nach der Elternzeit
Das Teilzeit- und Befristungsgesetz unterscheidet zwischen einer zeitlich unbegrenzten Teilzeit und einer befristeten Teilzeit. Diese Brückenteilzeit darf für einen Zeitraum von 1-5 Jahren vereinbart werden.
3
Fristen für den Antrag auf Teilzeit nach der Elternzeit befristet & unbefristet
Der Antrag muss spätestens 3 Monate vor Beginn in Textform (also z.B. auch per E-Mail) gestellt werden.
4
Widerspruch und Zustimmung
Eine Ablehnung der Brückenteilzeit und der unbefristeten Teilzeit ist aus betrieblichen Gründen möglich. Für die Bewertung müssen die Interessen beider Parteien abgewogen werden. Bei der Brückenteilzeit gibt es zusätzlich noch eine Zumutbarkeitsregelung in Abhängigkeit der Beschäftigtenzahl.
Arbeitgebende müssen innerhalb eines Monats nach Zugang des Antrags eine begründete Antwort in Textform mitteilen. Haben Arbeitgebende nicht spätestens einen Monat vor gewünschten Beginn in Textform abgelehnt, gilt der Antrag als zugestimmt.
5
Teilzeit als Führungskraft
Ein Anspruch auf Teilzeitarbeit gilt explizit auch für Beschäftigte in leitenden Positionen (§ 6 TzBfG).
6
Wechsel von Teilzeit in Vollzeit
Ein Wechsel von Teilzeit in Vollzeit ist bei der unbefristeten Teilzeit nicht vorgesehen – es besteht kein Rechtsanspruch. Bei der befristeten Teilzeit nach der Elternzeit (Brückenteilzeit) wechselt die wöchentliche Arbeitszeit nach Ablauf der Frist automatisch wieder in Vollzeit. Die Verlängerung der befristeten Teilzeit ist nicht möglich. Eine erneute Teilzeit kann erst ein Jahr nach Ablauf der vorherigen beantragt werden.
7
Kündigungsschutz
Ein Kündigungsschutz besteht nicht. Im Gesetz sind lediglich ein Diskriminierungs- und Benachteiligungsverbot verankert.
Fazit
Das Teilzeit- und Befristungsgesetz bietet mit der Brückenteilzeit eine gute Möglichkeit, die Vorteile einer Teilzeitbeschäftigung für die Karriere mit Kindern zu nutzen, ohne dabei gleich in eine Teilzeitfalle zu geraten.
Im Vergleich zur Teilzeit während der Elternzeit fällt auf, dass sie deutlich unflexibler im Hinblick auf Dauer und Umfang ist. Aus diesem Grund muss der Antrag auf Teilzeit nach der Elternzeit gut überlegt sein: Selbstbestimmung, Weitblick und Fairness sind neben finanziellen Aspekten wichtige Entscheidungsgrundlagen.
Alle Informationen sind nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt. Ich übernehme keine Haftung für die Richtigkeit, Aktualität und Vollständigkeit. Insbesondere ersetzt dieser Beitrag keine rechtliche Beratung im Einzelfall.
Foto Credit: Canva Pro